Handlung

WEIHNACHTSFESTSPIEL Heilige Nacht

von Enrico de Paruta

nach Heilige Nacht von Ludwig Thoma

 

Musikbearbeitungen

Thomas Rebensburg

Perry Schack

Benjamin Schiefer

Caroline Schmidt-Polex

 


Prolog

Maria, die Ehefrau des Zimmermanns Joseph geht in Nazareth häuslichen Dingen nach, als ihr plötzlich Erzengel Gabriel erscheint. Er sei von Gott gesandt, überreicht Maria eine Lilie und verkündet ihr, sie werde Gottessohn gebähren mit Namen Jesus.

 

Alsbald erscheint der Gottesbote auch den Hirten auf dem Felde, so dem Hirten Hias, dem Almerer Simon, Hirtenkindern, Magd und Knecht, aber auch einigen Bürgern aus der Stadt Nazareth, dem Nachtwächter Ferdl und dem Besenbinder Peter, der als Witwer sich und sein Kind alleine durchschlagen muss.

 

Erzengel Gabriel verkündet ihnen die nahende Geburt des Gottessohnes. Alle sollen sich auf den Weg nach Bethlehem machen. In einem Stall werden sie das göttliche Kind in einer Krippe finden. Hias und Simon fordern auf Geheiß des Erzengels alle auf, am nächsten Morgen nach Bethlehem aufzubrechen.

 

Niemand ahnt, dass Maria aus Nazareth die Auserwählte ist und Mutter Gottes sein wird.

 


In Nazareth  - 1. Aufzug

Das Leben des Zimmermanns Joseph und seiner Frau Maria, die ein Kind erwartet, ist bescheiden. Der Verdienst ist nicht groß. Joseph ist fleißig, redlich und hält sein Geld zusammen.

 

Das beschauliche Leben von Maria und Joseph ändert sich, als ein Schreiben der Steuerbehörde eintrifft. Es fordert die beiden auf, sich in Bethlehem eintragen zu lassen. Joseph ist bestürzt. Trotz des weiten und beschwerlichen Weges ist Maria aber guten Mutes. Sie sagt, es stehe in der Heiligen Schrift, dass sie bald in Bethlehem sein werden. Gottvater werde schon alles richten.

 

In Nazareth bereitet man sich auf eine kurze Nacht vor. Vor dem Schlafengehen beten die Frauen mit Magd und Kindern


Auf Bethlehem zua - 2. Aufzug

Am nächsten Morgen brechen Maria und Joseph sehr früh auf. Sie stapfen bergauf und bergab durch den tiefen Schnee. Im Wald ist die eisige Kälte des Schneesturmes weniger zu spüren. Durch die Stille des Waldes dringen die Jodler der Hirten. Sie sind ebenfalls bereits auf dem Weg. Während der Mittagsrast verspern Maria und Joseph. Joseph sieht, dass es Maria schleht geht und bedauert sie sehr. Maria will nicht jammern, ist tapfer und voll Zuversicht.

 

Als Hias mit Simon durch den Wald wandernt, hat er eine seltsame Erscheinung. In der Ferne glaubt er eine schwangere Frau namens Maria zu sehen, die durch einen Wald voller Dornen schreitet und gänzlich unbeschadet bleibt. Und dort, wo sie auf Dornen triift, beginnen diese Rosen zu tragen.

 

Maria in indes im Gebut versunken und fleht um göttlichen Beistand.

 


Hilfe scheint durch den Schlitten eines wohlhabenden Mannes aus Nazareth zu nahen. Joseph ruft ihm hinterher und bittet, Maria doch mitzunehmen. Der feine Herr aber fährt an den beiden lachend vorbei. Joseph ist fassungslos.

 

Und so hocken Maria und Joseph wieder im Schnee, obwohl schon die Dämmerung anbricht. Maria mahnt zum Aufbruch, bevfor die Dämmerung einsetzt. Und wieder stapfen sie durch Eis, Wind und den aufkommenden Nebel.  

 

Während Maria und Joseph bei anbrechender Dunkelheit durch den Wald gehen, ist auch der Handwerksbursch Hansei auf den selben Weg eingebogen. Ihn beschäftigt immer noch ein merkwürdiger Traum. Ihm träumte, dass mitten in der Finsternis der Zeit in einem Stall ein Kind geboren worden sei, das sein Licht der ganzen Welt bringen werde. Und über dem Stall stand ein heller Stern.  

 


Aus seiner Traumdeutung wird Hansei jäh gerissen. Auf der Suche nach ihm stoßen die Hirten endlich auf den Handwerksburschen. Sie forden ihn auf, keine Zeit zu verlieren und mit ihnen zu ziehen. Hansei schildert den Hirten seinen Traum. Er habe eine Frau gesehen, die völlig entkräftet durch den Wald gehen würde und dringend Hilfe benötige. Er werde sie suchen gehen. Die Hirten sollen einstweilen schon vorgehen. Er käme dann nach.

 

Und in der Tat findet der Handwerksbursch die erschöpfte Maria und ihren Mann. Hansei hilft Joseph Maria bis vor die Tore Bethlehems zu tragen. Weil er aber keine Ausweispapiere habe, traue er sich nicht der Wachen wegen in die Stadt. Joseph und Maria sind Hansei sehr dankbar für seine Hilfe und sein Mitgefühl. Noch ist Hansei völlig ahnunglos, dass er die künftige Mutter Gottes getragen hat. Mag er auch arm sein, Gott wird ihm seine Hilfsbereitschaft bestimmt lohnen.

 

Auch Besenbinder Peter und sein Kind sind vor den Toren Bethlehems eingetroffen. Peter ist müde und bedrückt. Der frühe Tod seiner Ehefrau Lisa hängt ihm nach. Und da ist auch noch die finanzielle Not. Sein Kind versucht ihn von der Trauer abzulenken. In Vorfreude, das Christkind bald zu sehen, schöpfen beide wieder frischen Mut und Zuversicht.


Fremde Gäst´ - 3. Aufzug

Maria und Joseph sind endlich in Bethlehem angekommen. Sie hoffen, dass sie in einem der Gasthäuser ein Zimmer bekommen. Aber schon beim Rössl Wirt fertigt sie der Hausknecht rüde ab. Alles sei bereits belegt. Auch beim Gasthof Zum Lamm werden sie vom Vize rücksichtlos abgewiesen.

 


In seiner Verzweiflung ruft Joseph in den leeren Gassen laut nach Hilfe und einer Unterkunft. Vom Lärm aufgeschreckt laufen Bürger zusammen, beschimpfen und verspotten die Fremden wegen ihres nächtlichen Ansinnens. Nachtwächter Ferdl und die zwischenzeitlich in Bethlehem eingetroffenen Hirten, Hansei und Besenbinder Peter werden Zeugen der Abweisung und Schmähung. Das einfache Volk aus den Bergen kann die Grausamkeit der wohlhabenden Bürger nicht fassen. Ein handfester Streit droht loszubrechen.  

 

Da erscheint Erzengel Gabriel und setzt dem unwürdigen Treiben ein Ende. Beschämt ziehen sich die herzlosen Bürger zurück. Auch die Hirten machen sich wieder auf die Suche nach dem Weg zum verheissenen Stall. Maria und Joseph bleiben alleine zurück - wieder ohne Bleibe für die Nacht. Wo Joseph auch  anklopft, niemand erbarmt sich der Fremden. Joseph ist den Tränen nah.

 

Maria bleibt dennoch zuversichtlich und verbirgt ihre Schwäche vor Joseph. Da erinnert sich Joseph an eine Base, seine Kusine, die hier ganz in der Nähe reich verheiratet sei. Joseph ist sich sicher, dass sie bei den wohlhabenden Verwandten ein Bett und eine warme Mahlzeit bekommen werden.


Beim Josias - 4. Aufzug

Endlich stehen Maria und Joseph vor dem Stadthaus der Verwandten. In den Fenstern brennt noch Licht. Joseph läutet. Am Fenster erscheint Josias. Er gibt vor, Maria und Joseph nicht zu kennen und will sie loswerden. Joseph fleht Josias an, beide aufzunehmen. Aber in seiner Herzlosikeit unterstellt der Hausherr seinen Verwandten auch noch unredliche Absichten.

 


Besonders schlimm wird es, als Josias Frau am Fenster erscheint. In einer Schimpfkanonade fällt die Base über ihren Vetter und seine Frau aus Nazareth her. Solche Leute würden nur sich aushalten lassen und letztendlich den gesamten Hausstand stehlen. Von seiner Frau aufgestachelt hetzt Josias weiter, beschimpft und verhöhnt Josef und seine Frau. Verwandschaft - so meiunt er - brauche er nicht, Nachbarn kenne er nicht, Freunde habe er nicht und Fremde möge er nicht.

 

Mit voller Wucht schlagen die Base und ihr Mann die Fenster zu. Aus dem Haus dröhnt noch lange das Gepolter der beiden.

 

 


Joseph weiß sich keinen Rat mehr, sieht, dass Maria immer schwächer wird. Maria ermutigt ihren verzweifelten Joseph. Es nütze nichtrs aufzugeben, ermahnt sie ign. Außerdem werde sich schon alles zum Guten wenden. Joseph bricht in Tränen aus.

 


Und wieder wendet Marias Zuversicht die ausweglos scheinende Situation zum Guten. Ein augenscheinlich Fremder kommt auf das völlig erschöpfte Paar zu und fragt, ob er helfen könne. Er wisse, wo sie bleiben können.

 

Wer ist der Mann, der Joseph und Maria nun den Weg aus der Stadt weist? Ein Engel? An einem kleinen verfallenen Haus macht der Mann Halt und klopft an die Tür.

 

 


Heilige Nacht - 5. Aufzug

Der alte Simmei öffnet und erkennt sofort die Not der beiden fremden Leute. Er weiß selber nur zu genau, wie es sich anfühlt, wenn man arm ist. Weil es bei ihm aber zu klein und eng zu eng sei, bietet er den angrenzenden Stall als Unterkunft an. Da sei es warm, und er werde dafür sorgen, dass es den beiden an nichts fehlen werde.

 

Simmei führt die beiden in den Stall und bereitet ein Nachtlager, schüttet Stroh und Heu auf. Joseph verät Simmei, dass Maria vielleicht noch in dieser Nacht ein Kind bekommen werde. Der arme Häusler kümmert sich liebenswürdig um Marias Wohlergehen. Ja, er wisse aus Erfahrung, was Armut bedeutet.


Mond und Sterne leuchten sonderbar hell, die Natur wartet auf das bevorstehende Ereignis dieser Nacht. Wer jetzt noch draußen ist, dem bleibt der Atem stehen. Wald, Flur und Tiere lauschen. Alles ist in angespannter Erwartung. Von fern ertönt wundersame, himmlische Musik.

 

Hirten, Bürger und alle, die auf Geheiß des Engels zur Geburt des Gottessohnes gekommen sind, zieht das Leuchten am Himmel vor die Tore Bethlehems. Die große Turmuhr schlägt zehn Uhr. Alle stimmen in das Lied des Nacchtwächters ein. Möge Gott die Welt beschützen in dieser Nacht der Heiligen Nacht. 

 

Nun trifft auch der Handwerksbursch ein. Zusammen mit dem Erzengel bestaunen alle das Himmelsspektakel. Der Mond scheint viel größer als sonst zu sein, die Sterne funkeln wie Bergfeuer. Es scheint, als hätte sich der Himmel weit geöffnet. 


Vom nahenden Wunder der Heiligen Nacht bekommt nur die Base etwas mit. Sie liegt noch wacht, weil sie das schlechte Gewissen plagt. Als sie ans Fenster eilt, sieht sie einen grellen Schein, so hell, als würde es irgendwo in der Nachbarschaft brennen. Die Base erschrickt.

 

Aufgeregt weckt sie ihren Mann Josias. Sie wirft ihm vor, die Fremden abgewiesen zu haben. Josias will nichts davon hören. Seine Frau lässt aber nicht locker. Nun wird Josias wütend und fängt mit ihr einen schlimmen Streit an, dreht sich im Bett um und schläft weiter. Seine Frau bereut, die Fremden vertrieben zu haben, während Josias in seiner Grausamkeit gefangen ist.

 


Indessen hat sich auch Hansei in einer Hütte zum ausruhen niedergelegt. Dabei ist er tief und fest eingeschlagen. Er träumt im Himmel zu sein. Es ist wunderschön hier, leise Musik erklingt. Gottvater persönlich ermutigt Hansei einzutreten und verspricht, ihn eines Tages für seine gute Tat zu belohnen.

 

Da wird Hansei plötzlich durch eine Stimme geweckt: Kommt alle zusammen! Es schlägt euch die heiligste Stunde!


Im Stall - 6. Aufzug

Simmei kann nicht schlafen und tritt vor sein Haus. Er staunt, weil die Nacht so hell ist. Aus dem Stall dringt ein heller Schein. Es wird doch kein Feuer sein! Simmei läuft schnell zum Stall und vernimmt schon eine Stimme. Ihm wird es ganz feierlich zumute. Er erfährt, dass in seinem Stall gerade Christus, Gottessohn geboren wurde. Und überm Stall steht ein großer heller Stern.

 

Plötzlich leuchten alle Sterne auf. Der Himmel bricht auf. Herrliche Musik erklingt. Engel jubilieren und verkünden Christi Geburt. Maria ist glückselig und teilt ihre Freude mit den herbeieilenden Bürgern und Nachtwächter Ferdl. Auch Erzengel Gabriel stimmt in den Jubel ein.

 


Vom Stern und dem gleissenden Licht aus dem Stall angezogen, sind nun auch Handwerksbursch Hansei, Besenbinder Peter mit seinem Kind und die Hirten eingetroffen. Simmei führt sie in den Stall. Wie vom Erzengel verkündet, liegt das Gotteskind in einer Krippe auf Stroh und Heu. Ochs und Esel wärmen es mit ihrem Atem. Maria und Joseph sind überglücklich. Simmei kniet vor dem Kind nieder und verehrt es als erster.

 


Nachdem alle dem Kind ihre Glückwünsche ausgesprochen haben, mahnt der Handwerksbursch zur Ruhe. Still verlassen alle die Krippe, drücken beim Abschied Simmei noch etwas Geld und Gaben in die Hand und ziehen durch die Nacht nach Hause. 

 

Im Bethlehem hat man von der Geburt Christi nichts mitbekommen, dort ist keiner aufgewacht. Darum fragt euch nach der Mette, ob es nichts zu bedeuten hat, dass nur arme Leute das Christkind gesehen haben.



Krippenfotos von Albert Rott und Enrico de Paruta / edp promotion

Alle Rechte bei edp promotion, München 1995

Presse 2023